Der Drache Feuerschnief

Hejsan,

Heute gibt es was außergewöhnliches und fantasiereiches. Es liegt schon eine ganze Weile zurück als ich den Drachen Feuerschnief aus dem Märchen des „Armer Ritter“ umgesetzt habe, aber ich möchte euch das nicht vorenthalten und zeigen was man aus Schaumgummi und Kontaktkleber alles herstellen kann, aber erst möchte ich euch etwas über die Entstehung des Drachen berichten.

Die Geschichte „Armer Ritter“ ist eine Märchen aus der Deutschen Demokratischen Repulik (DDR) und man findet demzufolge eine Reihe von Werten und sozialen Richtlinien die zu dieser Zeit als pädagogisch wertvoll galten. Da mich diese Geschichte die Werte und Vermittlung im Buch interessierten, habe ich mich damals in meiner Diplomarbeit damit beschäftigt.

Vielleicht hat es mich beschäftigt weil ich selbst ein Wendekind war und genau mit diesen sozialen Werten und Richtlinien aufgewachsen bin und vielleicht weil diese sozialen Regeln und gesellschaftliche Notwendigkeiten der DDR nach der Wende stark gefallen sind und somit eine Analyse oft helfen kann einen Konflikt, einen Bruch zu lösen.

In der kommenden Beiträgen werde ich euch hoffentlich auf die Reise des Armen Ritters mitnehmen können. Zusammengefasst stelle ich sieben Figuren aus dem Buch vor und erläutere meine maskenbildnerische Umsetzung. Der Gedanke dieser Arbeit war eine Umsetzung mit Kindern für Kinder. Es werden euch also in dieser folge immer wieder Bilder von Kindern begegnen die mir bei meiner Arbeit sehr hilfreich waren. Aber darauf gehe ich in einen meiner nächsten Beiträge näher ein. Auch werde ich euch Peter Hacks den Autor des Buches etwas näher vorstellen, denn auch hinter diesem Menschen steckt ein unglaublich spannende Geschichte.

Nach einer Inhaltsangabe des Buches, so kurz es eben ging, werde ich euch meine Interpretation des Drachen Feuerschnief erklären und meine Umsetzung zeigen.

„Armer Ritter“ – Inhaltsangabe

Armer Ritter“ wurde 1976 als Märchenbuch von Peter Hacks veröffentlicht. 1979 folgte diesem lyrischen Prosastück ein gleichnamiges dramatisches Werk. Die Erstaufführung des dramatischen Werkes war 1979 in Karl-Marx-Stadt, dem heutigen Chemnitz und wurde damals mit großem Erfolg gefeiert. Er vereinte das Vergnügliche mit dem Poetischen. Der Ort der Handlung ist ein Königreich. Das Märchen beginnt mit dem Brief des Rosenkönigs, welches die existentielle Krise und deren zur Bewältigung notwendigen Lösung vermittelt. Dieser Brief in Form eines Rosenblattes ist die Bedingung, dass es zur gesamten Geschichte kommt.

Gerade als Kaspar die Rüben in den Burgkeller schleppen will, kommt, in Form eines viel zu großen Rosenblattes, Post vom Himmel. Der Rosenkönig lässt verkünden, dass ein schrecklicher dreizehnköpfiger Drachen in sein Land eingefallen ist. Derjenige ob hohen Ranges oder geringen Standes, der den Drachen tötet, bekommt die Blütenprinzessin und Tochter des Rosenkönigs als Preis und erbt das gesamte Königreich. Armer Ritter, der Herr von Kaspar, der noch keine Heldentaten vorweisen kann, würde gerne gegen das Ungeheuer kämpfen, doch ohne Rüstung, mit kaputter Lanze und einem lahmen Pferd fehlen ihm die richtigen Mittel zum Kampf. Bauer, Schmied und Wirt bringen ihm eine neue Hose, eine neu geschmiedete Lanze und einen Sack Hafer für sein Roß. Mit viel Mut kann er nun losziehen, um das Untier zu bezwingen. Armer Ritter macht sich mit seinem treuen Schildknappen Kaspar auf den Weg in den Wald Jetieferjeschwärzer.
Im Wald treffen sie auf die Vettern des Armen Ritters, Herrn Gurlewanz und Herrn Firlefanz. Aus Angst vor dem schrecklichen Drachen Feuerschnief lassen sie, wie es angeblich die Ritterlichkeit verlangt, Armer Ritter den Vortritt. Entschlossen zieht Armer Ritter in den Kampf gegen den Drachen und kehrte siegreich mit dem Drachenschatz und einem Drachenkopf zurück. Gurlewanz und Firlefanz wundern sich, dass der Arme Ritter unverwundet ist, da sie sich über den Tod des Vetters gefreut hätten. Armer Ritter überreicht seinen Vettern, die ihm nach adliger Sitte den Vortritt gelassen haben, den Schatz. Vorher nimmt er sich die Zwei Heller und einen halben heraus, die er an die Dorfleute zurückzahlen will. Gegen den Willen von Gurlewanz und Firlefanz, begleiten Armer Ritter und Kaspar die Vettern zum Rosenkönig. Schließlich verlangt das der gute Ton.
In dem stark nach Blumen riechendem Schlosse Belle Odeur beim Rosenkönig trifft Kaspar auf die neugierige Gretel, die Kammerzofe der Blütenprinzessin. Kaspar erzählt Gretel voller Leidenschaft, wie der Drache getötet wurde und dass ihn sein Ritter dreizehnfach geköpft hat. Dreizehn bedeutet immer Unglück. Kaspar versteht erst, nachdem die Gretel ihm vom Unglück erzählt. Die Blütenprinzessin trägt an ihrem Leib nicht nur Blüten und Blätter, dazwischen trägt sie auch lange und scharfe Dornen, und jeder, der sie heiraten will, stirbt. Kaspar kündigt trotz alledem die Gesellschaft, Armer Ritter, Firlefanz und Gurlewanz, beim Rosenkönig an. Gurlewanz, Herr guter und fester Burgen stellt sich dem Rosenkönig vor und berichtet, dass er den Drachenschatz besitze und mit eigener Schulter hergeschleppt habe. Firlefanz, Mitglied höchster Rittersorden, besitze den Drachenkopf, den er aus dem Wald Jetieferjeschwärzer hergetragen habe. Doch Armer Ritter besitzt das Schwert woran Drachenblut klebt. Somit bekommt er die Blütenprinzessin. Die Herren Firlefanz und Gurlewanz sind entzückt, da sie von dem Unglück wissen. Die Vettern lassen auch diesmal wieder dem Armen Ritter den Vortritt. Schließlich verlangt es der gute Ton. Die Blütenprinzessin ist umgeben von Hummeln und Schmetterlingen, so dass Armer Ritter sofort eine heftige Neigung zu ihr erfasst. Der Rosenkönig jedoch hält sie zurück und bereitet das Hochzeitsfest vor. Währenddessen schmieden Gurlewanz und Firlefanz einen teuflischen Plan. Gurlewanz glaubt, dass Armer Ritter in dieser Hochzeitsnacht an den Dornen der Blütenprinzessin sterben wird. Erst wenn Armer Ritter tot ist, könnten sie den Rosenkönig ergreifen und die Macht über das ganze Reich übernehmen.
Inzwischen schwärmen die Blütenprinzessin und Gretel in einem Gespräch von ihren wackeren Helden. Gretel träumt von Kaspar und seiner bestimmt zehn Zentimeter langen Nase und die Blütenprinzessin von dem wackersten unter den Männern, von Armer Ritter. Die Prinzessin kann es kaum erwarten, dass Armer Ritter ihr an den Busen sinkt. Gretel aber findet, dass sie ihn nicht recht liebe und widerspricht ihr mit einem „Nein“. Dabei verliert die Blütenprinzessin eine ihrer Blüten, da sie das „Nein“-Sagen nicht gewöhnt ist. Gretel verrät daraufhin Kaspar, dass die Prinzessin ihre Blüten und Blätter vom „Nein“-Sagen verliert. Kaspar schlussfolgert, dass sie auf diesem Weg auch ihre Dornen verlieren könnte. Er würde dem Armen Ritter gern das Heilmittel verraten, doch Kaspar ist der Meinung, dass Armer Ritter nicht „Nein“-Sagen kann. Die Blütenprinzessin empfängt ihren Helden und will ihn sofort umarmen. Er jedoch schlussfolgert aus der Vernunft, dass wenn sie ihn liebt, sie nicht anstreben kann ihn zu umarmen, da Beide nicht möchten, dass er an ihren Dornen stirbt. Als sie geküsst werden will, sagt Armer Ritter „Nein“. Dabei fallen ihr die Blüten ab. Während des Dialogs zwischen den beiden bleibt Armer Ritter beim „Nein“-Sagen und der Blütenprinzessin fallen nicht nur die Knospen, sondern auch die Dornen ab. Jetzt nimmt Armer Ritter seine Prinzessin an die Brust und sie küssen sich.
Am nächsten Morgen kündigt der Rosenkönig die Blütenprinzessin und den Armen Ritter beim Volk an. Die Vettern Gurlewanz und Firlefanz sind jedoch empört darüber, dass Armer Ritter nicht von den Dornen durchbohrt wurde. Die beiden Vettern wollen nun um die Gunst der Blütenprinzessin kämpfen und pfeifen auf den guten Ton. Sie fordern den Armen Ritter zum Zweikampf heraus. Im Kampf schlägt Armer Ritter die Köpfe der beiden Vettern zusammen. Sie fallen blutüberströmt um. Im Sterben gestehen sie, dass sie den Armen Ritter, den Neffen des Herzog von Famagusta aus dem Testament ihres Oheims gestrichen haben. Nun ist er wieder rechtmäßiger Herzog Armer Ritter von Famagusta und Kaspar sein herzoglicher Schildknappe. Daraufhin bittet Kaspar seinen Ritter um die Heirat mit Gretel.

 

 

Der Drache Feuerschnief – Interpretation

Der schreckliche dreizehnköpfige Drache Feuerschnief ist das Böse im Stück und soll vom Guten bezwungen werden. Der Drache ist ein Fabelwesen. Fabelwesen sind durch die Phantasie der Menschen geprägt. Es handelt sich um Mischwesen, die Ihren Ursprung in der realen Welt finden. Dem Drachen wird durch seinen Namen Feuerschnief die Naturkraft des Feuers zugeordnet und weckt somit die Assoziation von Gefahr, Feuer-speien und Rauch. Dieser Drache gilt als garstiger Wächter über seinen Schatz und verwüstet das Land des Rosenkönigs, wie es im Märchendrama heißt. Der Drache ist ein Repräsentant einer neuen Macht, die an sich reißt was sie braucht, aber vom Volk und dessen Zusammenhalt besiegt werden kann. Dem Drachen werden menschliche Eigenschaften und menschliches Handeln zugesprochen. Die Absicht der Lehre versteckt sich in dem Kampf mit dem Ungeheuer, die an den Interessen, den Werten und der Würde des Menschen orientiert ist. Der Drache strebt danach, seine eigenen Vorstellungen und Interessen durchzusetzen. Jedoch scheitert er am Armen Ritter. Der Drache strebt die Herrschaft über ein großes Gebiet außerhalb seines Staates an, indem er in das Land des Rosenkönigs eingefallen ist. Der Drache will, dass das Königreich des Rosenkönigs sich seiner Zerstörung hingibt. Doch den Kampf verliert er. Dass das Ungeheuer dreizehn Köpfe besitzt, macht es besonders gefährlich und zu einem noch größeren Unglück. Die Zahl dreizehn ist in vielen Kulturen eine Unglückszahl und wird gemieden. Die Dreizehn steht beispielsweise als Synonym für den Teufel und wird als Personifikation des Bösen verstanden. Beim Tarot-Spiel bedeutet die Zahl dreizehn beispielsweise Tod und deutet die Loslösung von alten Bindungen an. Der Drache wird besiegt und in Folge übergibt der König die Herrschaft einem Stärkeren, daher kann dieses Geschehen gleichzeitig auch als ein Loslösungsprozess alter Strukturen gesehen werden.

Umsetzung des Drachen Feuerschnief

In der maskenbildnerischen Umsetzung soll der Drache gefährlich und mächtig aussehen. Er wird geschaffen durch Bilder der Phantasie. Eine Verwendung des Drachenkopfes auf der Bühne verlangt, den Kopf möglichst leicht zu gestalten. Wichtig ist, dass er stabil ist und nicht gleich beim Köpfen kaputt geht. Nach einigen Überlegungen wird sich für eine Umsetzung aus Schaumstoff entschieden. Zu Beginn wird ein Helm aus Schaumstoff angefertigt. Dies verschafft eine Möglichkeit, dass der Drachenkopf vom Darsteller unproblematisch getragen werden kann und einen stabilen und sicheren Halt am Kopf hat. Dieses Grundgerüst bietet Spielraum, die Drachenform mit Schaumstoff zu vervollständigen. Die Zähne und Zunge werden separat aus dem Schaumstoffmaterial hergestellt. Die Kiemen des Drachen sind aus einem festeren und dennoch leichten Material angefertigt, damit der gefährliche Eindruck unterstützt wird. Es werden Kiemenformen aus Moosgummi geschnitten und mit Schlagmetall-Gold und Goldspray bearbeitet. Die Augen bestehen aus Acrylkugelhälften und werden mit einem rot leuchtenden LED-Licht versehen. Dies soll wiederum die Gefährlichkeit verdeutlichen. Der Drachenkopf wird am Ende mittels Airbrushtechnik besprüht. Nach dem Bemalen mit Airbrush werden Zunge, Zähne, Augen und Kiemen befestigt. 

Die Enwürfe:

 

Die Umsetzung:

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Fortsetzung folgt…

Ha de så bra!

Vivo

verlinkt bei: Sonntagsglück, Handmade on tuesday, Creadienstag, Montagsfreuden, Meertje

10 thoughts on “Der Drache Feuerschnief

  1. Ach du lieber Himmel …..
    Vivo – dein Drachenkopf ist ja so was von toll. Unglaublich schön ♥
    Ich bin gerade so richtig Schockverliebt ♥

    Eine unglaublich tolle Arbeit. Die Umsetzung ist dir perfekt gelungen – auf das restliche „Kostüm“ bin ich nun mehr als gespannt.

    Hach – und ich darf dir auch eine kleine Überraschung bereiten. Schau dafür einfach einmal heute auf meinem Blog vorbei 😉

    ♥liche Grüße
    Ellen

    1. Vivo la vita

      Liebe Ellen,
      herzlichen Dank ❤.
      Ja der Drache war ein Herzenprojekt von mir. Leider gibt es kein Kostüm zu diesen fantasievollen Kopf, da der Drache geköpft wird. Er rollt auf die Bühne und während dessen verlischt sein Licht aus seinen Augen und somit sein Leben. Am Ende wird der Drachenkopf während der Vorstellung über die Bühne getragen und als Trophäe gesehen. Die kommenden Charaktere haben jedoch etwas Kostüm und aus dem Aspekt lohnt es sich wiederzukommen.

      Jetzt muss ich gleich mal rüber zu dir in den Blog und mir anschauen was es überraschendes gibt.
      Herzlichst Vivo

  2. Liebe Vivo,
    man kann erkennen das es ein Herzensprojekt ist…ich hätte nicht gedacht das er selbst gemacht ist…einfach wow und total beeindruckend. 🙂

    Ich möchte dir auch noch zu deinem Gewinn gratulieren…und freue mich schon auf deine Beach Bag

    Liebe Grüße Andrea

    1. Vivo la vita

      Liebe Andrea, vielen lieben Dank.
      Und das mit der Verlosung einfach genial – was ich mich gefreut habe, hab den ganzen Tag ein grinsen im Gesicht gehabt.
      Bin auch auf deine gespannt?.
      Herzlichst Vivo

  3. Heilige, HEILIGE Scheiße! Ich bin völlig fassungslos. Hätte Dir so wahnsinnig gern beim „Basteln“ zugesehen. Der Drachenkopf ist unfassbar schön geworden!

    Mit immer noch offenstehendem Mund
    Maike

    1. Vivo la vita

      Hej Maike, vielen lieben Dank, wow das ich so beeindrucken konnte. Es ist wirklich unglaublich was man eigendlich mit wenigen Mitteln erreichen kann. Ich liebe wirklich die Gestaltung von Fantasiefiguren und bin auch immer an allen möglichen Materialen interessiert. Aber ich hatte auch einen wirklich sehr guten Meister, er hat nichts für sich behalten und wahnsinnig gern sein Können und Wissen vermittelt. Ich glaube das hilft einem auch selbst seinen Weg zu finden.
      Herzlichst Vivo

  4. Wow! Liebe Vivo, dein Drache ist der Hammer! Bin total beeindruckt. Eine tolle Arbeit, die ich sehr gerne in Aktion gesehen hätte.

    Wie den anderen steht mit der Mund offen! Großartig! ♥

    Und auch von mir herzlichen Glückwunsch zum Beach Bag Schnittmuster! Bin gespannt, wie deiner aussehen wird!

    Liebe Grüße
    Jenni

    1. Vivo la vita

      Liebe Jenni, vielen lieben Dank. Ich freu mich das ich begeistern konnte. Manchmal wünschte ich mir es wäre ein Projekt für mehrere Vorstellungen gewesen oder ich wünschte ich könnte den Drachenkopf noch mal irgendwann auf die Bühne bringen, denn manche Dinge sind einfach zu schade für … .

      Und wegen der Beach Bag. Ich bin total hippelig! Ich brauch nämlich unbedingt eine neue Tasche.
      Bis dahin
      Herzlichst Vivo

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